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Patagonien, Argentinien

LEBENSBAUM Weltreise

Patagonien – ein Ziel in Argentinien, das jeden Globetrotter kribbelig macht. Denn hier erwartet einen noch echtes Abenteuer. Wilde, unberührte Natur, so weit das Auge reicht. Und plötzlich zwischen Pampasgras werden wir Menschen treffen, die Hagebutten sammeln. Eine echte Überraschung.

Einwohner:innen: 42 Millionen (Patagonien eine Million, unter drei Einwohner/Quadratkilometer) 

Sprachen: Spanisch, Mapudungun (Sprache der Mapuche-Indianer) 

Typische Namen: José, Francisco, Juana, Marta 

LEBENSBAUM bekommt von hier: getrocknete Hagebutten

Gefühlt liegen Welten zwischen dem trubeligen Buenos Aires, das wir hinter uns gelassen haben, und dem einsamen Lago Puelo in Nordpatagonien, dem Ziel unserer Reise. Rund 1.600 Kilometer südwestlich von der Hauptstadt liegt das kleine Städtchen direkt an einem Bergsee am Fuß der Anden. Die schneebedeckten hin lauwarm. Wir sind hier ein wenig geschützt vor dem sonst allgegenwärtigen und andauernden Pfeifen des scharfen Windes der patagonischen Ebene. Er macht das Leben für Pflanzen und 

Tiere und damit dann auch für die Menschen ungemütlich. In Patagonien bleiben nur die Härtesten: Rund eine Million Einwohner verteilen sich in Patagonien auf eine Fläche, die mehr als doppelt so groß ist wie ganz Deutschland. Jenseits der Ortschaften ist es einsam in der grasbewachsenen, steppenartigen Landschaft. Sie ist wild und zumeist unberührt.

Am ersten Mittag in Lago Puelo hält ein Pick-up vor unserer Herberge. Juan holt uns ab, damit wir hier die Hagebuttenernte und -verarbeitung kennenlernen können. Insgesamt sind über 3.500 Hektar für die Wildsammlung zertifiziert. Gemeinsam fahren wir in die Berge und halten an einem Bauernhof. Von hier geht es für uns – oh Schreck – per Pferd weiter ins unwegsame Gelände. Während wir so dahinzuckeln sehen wir immer mehr Hagebuttensträucher: Rosa Mosqueta, einer Wildrosenart. Die Rose ist robust, gedeiht prächtig in dem kalten, trockenen Klima und beschert Argentinien und Chile jedes Jahr eine reiche Ernte. Zusammen sind die beiden Länder die größten Exporteure für Hagebutten in der Welt. „50 Prozent der Welternte kommen von hier“, erzählt uns Juan, der einer Gruppe von Menschen freundlich zuwinkt. Es sind Pflücker, die sich zwischen den Sträuchern tummeln. Sie zeigen uns, wie sie mit der Harke behutsam die

letzten reifen Früchte abstreifen – direkt in den kleinen Auffangkorb. Seit gut drei Monaten ist Erntezeit. Die Sammler durchkämmen das stachlige Gebüsch Meter für Meter. Als wir nach zwei Stunden zum Hof zurückkehren schmerzt uns der Hintern ein wenig. Dafür stehen direkt neben unserem Wagen einige Säcke Hagebutten bereit: Die heutige Ernte ist per Handkarren angekommen. Juan lädt die wertvolle Fracht, wie jeden Tag, auf seinen Pick-up, dann fahren wir damit zurück nach Lago Puelo zur kleinen Hagebuttenfabrik. Ein Mitarbeiter schultert hier die Säcke und entleert sie in einen Ofen, in dem die Hagebutten über Nacht bei ca. 50°C getrocknet werden. Am nächsten

Morgen werden diese kurz abgekühlt und landen dann Kilo für Kilo zum Entkernen und zum Entfernen der Härchen in verschiedenen Schneide- und Siebanlagen. Eine halbe Stunde dauert es, bis die sauberen Hagebuttenschalen in der gewünschten Größe herauskommen. Bevor diese exportfertig sind, durchlaufen sie aber noch einen letzten Verarbeitungsprozess: Ein Gerät prüft die Farbe der Hagebuttenschalen, die dann nach Farbintensität sortiert werden. „Das gewährleistet, dass wir nicht nur hohe Qualität, sondern optisch sehr homogene Ware liefern können“, erklärt uns Juan. „Es sind die besten Hagebutten, die ich kenne“, sagt er schmunzelnd und nimmt eins der aromatischen, vitaminhaltigen Früchtchen in den Mund. In Argentinien werden Hagebutten bisher nur wenig verzehrt – sie gehören hier zu den exotischen Früchten, denn die Europäer haben die Pflanzen im 18. Jahrhundert eingeschleppt. Genauso wie die Pizza, die es heute zum Abendessen gibt.

Und während wir so auf unsere Pizza schauen, macht sich das Heimweh doch ein wenig bemerkbar. Wir möchten gerne wieder einmal nach Hause. Gute Zeit, denn Spätsommer ist Apfelzeit. Wir sehen uns am Bodensee wieder.

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